Von Benedikt Wirthlin
„Pep“ Schönenberger auf dem Boden der Tatsachen gelandet
Zum Rückrundenauftakt trat die 2. Mannschaft des FC Laufenburg-Kaisten in Gelterkinden an. 17 Spieler, Trainer, Co-Trainer, Physio und eine ganze Schar an Fans wollten die gute Vorrunde bestätigen und drei Auswärtspunkte einfahren, um die Aufstiegschancen zu wahren. Die stark verjüngte Gelterkindner Mannschaft hatte jedoch etwas dagegen einzuwenden und behielt mit einem 2:1 Heimsieg die Punkte im Baselbiet.
Die Vorbereitung auf die Rückrunde war durchzogen. Einerseits hatte man auch im Fricktal mit dem Wetter zu kämpfen, andererseits verlangen die Arbeitgeber der Zwoi-Spieler offenbar jeweils dienstags und donnerstags (die Trainingstage) eine längere Anwesenheit ihrer Mitarbeiter. Ganz besonders dann, wenn um die Mittagszeit die Info kam, es seien Laufschuhe ins Training mitzubringen. Ein im Amateurfussball bekanntes Phänomen trat jedoch auch in dieser Vorbereitung beim Zwoi wieder auf: Die Anzahl Spieler im Training steigt umgekehrt proportional zu den Anzahl Tagen bis zum ersten Meisterschaftsspiel.
Trainer Marco Schönenberger, gestählt von zig Vorbereitungen unter ganz harten Hunden und sozusagen Erfinder aller möglichen Ausreden, liess sich natürlich nicht täuschen. Für das Spiel in Gelterkinden nominierte er zusätzlich Gaetano Lesce, Dario Treier und Simon Schmid von der 1. Mannschaft. Ebenfalls mit dabei war A-Juniorentrainer Ricardo Abrantes. Dieser wird zwar am Dienstag 36 Jahre alt, gehört aber immer noch zum Besten, was der FCLK fussballerisch zu bieten hat.
Im klassischen 4-4-2 wollte Schönenberger Gelterkinden früh unter Druck setzen und der Tabellensituation der Teams entsprechend auftreten. Simon Schmid rannte die gegnerischen Verteidiger aggressiv an und jedes Mal, wenn die Gäste ihr Pressing aufzogen, zeigte sich, dass die Gelterkindner Verteidigung verwundbar ist, sobald man ihr zusetzt. Die daraus resultierenden Abschlüsse waren leider allesamt zu unpräzise.
Unerklärlicherweise verlor der FCLK trotz des guten Starts den Faden und agierte im Zentrum und in der Verteidigung oft kopflos. Auf eigentlich gute Balleroberungen folgten teilweise haarsträubende Fehlpässe.
Im Mittelfeld noch einigermassen zu verkraften, hatten die Ballverluste in der Verteidigung teilweise Slapstick-Charakter. Eine muntere Abfolge von Kerzen, Querschlägern und über-den-Ball-Säblern fiel dem Angreifer von Gelterkinden vor die Füsse, der souverän und unhaltbar zur Führung traf (20.).
Dass es eigentlich nicht so schwierig gewesen wäre, bewies eine Offensivaktion der Gäste unmittelbar nach dem Rückstand. Lloris erhielt den Ball auf dem rechten Flügel von Dodane und fand in der Mitte Rehmann, der per Kopf zum Ausgleich traf (23.). Wer nun dachte, die Laufenburger würden endlich Ruhe und Struktur in ihr Spiel bekommen, sah sich getäuscht. Im Gegenteil. Urso kam seinem Gegenspieler nicht mehr hinterher und wusste sich nur noch mit einem Foulspiel zu helfen. Den folgerichtigen Penalty hielt Urgestein Waldner.
In katzenhafter Manier bewegte er die auch nicht mehr ganz jungen Knochen in die Ecke und bewahrte sein Team vor dem erneuten Rückstand.
Aber auch das half nichts. Es wurde weiter gepfuscht und gewurstelt und darum gebettelt, doch noch ein Gegentor zu bekommen. Die Unterkante der Latte, der Pfoste, Waldner in extremis und Urso auf der Linie hatten vorerst etwas dagegen, bis es dann in der 37. Minute doch noch so weit war und Gelterkinden in Führung ging. Das 2:1 entsprach auch dem Halbzeitstand, was zu diesem Zeitpunkt keinesfalls unverdient war – zu harmlos waren die Gäste vor dem gegnerischen Tor.
Trainer Schönenberger, verständlicherweise höchst unzufrieden, wechselte auf 6 Positionen. Abrantes, Wendelspiess und Vega kamen in die Verteidigung für Böller, Breitkreuz und Urso. Treier übernahm die Zentrale von Stefan Schmid, Duraku das rechte Mittelfeld von Lloris und Lesce stürmte für Rehmann. Was folgte, war eine denkwürdige, wenn auch ereignisarme und irgendwie seltsame 2. Halbzeit. Mit gefühlten 80% Ballbesitz und 10 Mann in der gegnerischen Hälfte spielten die Gäste in Richtung Gelterkindner Tor, schafften es jedoch nicht, sich wirklich gute Chancen herauszuspielen und der Strafraum blieb auch weiterhin Sperrgebiet. Auch die taktische Anpassung vom 4-4-2 zum 3-5-2 und schlussendlich 3-4-3 brachte keinen Erfolg. Gefällige Kombinationen wurden im letzten Drittel überhastet oder schlichtweg falsch abgeschlossen, bzw. versandeten in aussichtslosen Dribblings gegen eine Überzahl an Verteidigern. Klar, Gelterkinden hatte nun auch etwas Glück in Gestalt des Mannes an der Pfeife, der zwei klare Handspiele im Strafraum übersah. Das eigene spielerische Unvermögen jedoch damit zu rechtfertigen wäre zu einfach. Gelterkinden brachte den Vorsprung über die Zeit und gewann letztendlich verdient, da sie einfach die offensiv gefährlichere Mannschaft waren. Ballbesitz und Spielanteile allein reichen nicht für drei Punkte – neben Pep Guardiola weiss dies nun auch Marco Schönenberger, der seinem Team wieder etwas mehr Killerinstinkt und Zug zum Tor einimpfen muss.
Die ernüchternde Niederlage wurde in der Schlussphase durch Verwarnungen für zwei der besten Laufenburger Spieler an diesem Abend, Simon Schmid und Michael Acklin, noch eine Spur bitterer. Kampfschwein Acklin wird im nächsten Spiel gegen Tabellenführer Muttenz gesperrt fehlen. Umso mehr ist s’Zwoi am nächsten Samstag, 20.00 Uhr im heimischen Blauen in Laufenburg auf Unterstützung von der Seitenlinie angewiesen!