Laufenburg-Kaisten erobert Augusta Raurica
Von Benedikt Wirthlin
In einem hart umkämpften Spiel gelang der 2. Mannschaft des FC Laufenburg-Kaisten ein Exploit gegen den direkten Konkurrenten in Augst. Nach Rückstand bewiesen die Fricktaler grosse Moral und entschieden die Partie in der 2. Halbzeit verdient mit 4:2 für sich.
Nachdem in den ersten Spielen hauptsächlich Gegner, welche sich mittlerweile in den hinteren Tabellenregionen wiederfinden, geschlagen und mit der Niederlage gegen Arisdorf der erste Dämpfer der Saison eingefahren wurde, war der Respekt vor der Aufgabe Augst sehr gross. Die personelle Situation hatte sich leider ebenfalls nicht verbessert. Michael Rehmann heiratete und war neben den länger Verletzten abwesend. Robin Böller und Patrick Dodane spielten trotz Erkältung. Wieder einmal musste s’Zwoi auf den Laufenburger Nachwuchs zurückgreifen und dass dieser alles andere als nur eine quantitative Verstärkung darstellt, bewies gerade dieses Spiel.
Mit Jarmo Rüede, Raphael Sigstein, Kevin Gajic, Antonio Fiore und Francesco Buccheri wurden fünf A-Junioren aufgeboten.
Unterstützt wurden sie durch ihren Trainer, Ricardo Figureido, der ebenfalls wieder in die Hosen stieg.
Notgedrungen und auch mit den Erfahrungen aus dem Arisdorfspiel schickte Trainer Marco Schönenberger eine sehr offensive Startelf aufs Spielfeld mit einer 3-2-3-2 Taktik, welche sich variabel zu einem 4-1-4-1 bei gegnerischem und einem 3-1-4-2 bei eigenem Ballbesitz verändern sollte. Das Spiel von Augst war noch von der Vorsaison bekannt: Lange Bälle und Standards sind die bevorzugten Mittel, was aufgrund der Körpergrössen der Augster nicht verwundert.
Nach wenigen Minuten befand sich Augst im Angriff, der Ball war jedoch auf Höhe der Trainerbänke bereits klar im Aus, was vom Heimteam nicht entsprechend angezeigt wurde. Kurz darauf wurde ein weiterer Angriff ausgeführt, obwohl das Laufenburger Kampfschwein, Michael Acklin benommen auf dem Boden lag. Spätestens da war allen Zuschauern klar, dass dieses Spiel wohl kein Beispiel des gelebten Fairplays werden sollte. Verwarnt wurde jedoch zuerst ein Fricktaler. Abwehrchef Robin Böller sah bereits nach 10 Minuten Gelb und das Taktikexperiment drohte zu scheitern, musste sich Böller nun die restliche Spielzeit doch sehr zurückhalten. Im Gegensatz zur Vorsaison, als der FCLK die erste Halbzeit völlig verschlafen hatte und 0:4 hinten lag, hielten die Gäste dieses Mal jedoch hinten dicht und zeigten in der Offensive eine reifere Spielanlage. Die beste Chance hatte dabei Raphael Sigstein, der den Ball jedoch nicht am Torhüter vorbeibrachte. Ricardo Figureido mit einem Freistoss ins kurze Eck und mit diversen Distanzschüssen, wie auch Jarmo Rüede hielten die Augster Nummer 1 auf Trab. Der Schiedsrichter verwarnte in der 36. Minute auch einen Augster Spieler und traf in der Folge immer wieder zumindest fragwürdige Entscheidungen auf beiden Seiten. So auch in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit. Der Augster Stürmer ging theatralisch zu Boden und der anschliessende Freistoss versprach Gefahr. Goalie Jan Waldner, bislang unterbeschäftigt, hatte die Möglichkeit, den Ball wegzufausten, ihn über die Latte zu lenken oder sogar zu fangen. Er konnte sich wohl auch nicht ganz entscheiden und liess ihn im Fünfmeterraum nach vorne abprallen, woraufhin der Augster Stürmer am schnellsten schaltete und zur Führung einschob.
Waldner entschuldigte sich in der Halbzeit für seinen Flop. Seine Mitspieler wissen jedoch, dass das selbsternannte «beste Pferd im Stall» auch schon einige Punkte für sie gewonnen hatte und machten ihm keinen Vorwurf. Schönenberger peitschte sein Team an und brachte den angeschlagenen Stammstürmer Patrick Dodane für Kevin Gajic.
Die zweite Halbzeit sollte besser werden, jedoch unnötig viel Hektik und klischeehaftes 5. Ligagekicke und Gemaule beinhalten.
Aber der Reihe nach. In der 48. Minute zeigte der Schiedsrichter einem zweiten Augster Spieler gelb. Bereits zwei Minuten später konnte Jarmo Rüede nur noch mit einem Foul gestoppt werden, was eine weitere gelbe Karte und einen Foulpenalty zur Folge hatte (50.). Der Gefoulte trat selbstbewusst als Schütze an und traf souverän zum verdienten Ausgleich.
Das Momentum war nun klar auf der Seite der Fricktaler. Bereits zwei Minuten nach dem Ausgleich trug sich ein weiterer A-Junior in der Torschützenliste ein. Raphael Sigstein traf zur Führung. Mittlerweile war der Spielfluss gleich Null. Unzählige Fouls, Reklamationen und ein Schiedsrichter, der nicht mehr Herr der Lage war, was zu einem grossen Teil auch auf seine teilweise völlig unverständlichen Regelauslegungen zurückzuführen war. Nach einer Rangelei sahen Jarmo Rüede und sein Gegenspieler Gelb (60.) und in der 61. Minute musste Waldner den zweiten Torschuss der Augster wiederum aus dem Netz holen. Seine Vorderleute agierten zu zögerlich im Strafraum und konnten den Ball nicht klären – schon war es passiert. Das anfänglich der 2. Halbzeit erspielte Übergewicht war mit dem Ausgleich weg. Michael Acklin und Francesco Buccheri wurden ebenfalls verwarnt und der Unmut auch auf der Laufenburger Trainerbank stieg dadurch, dass ein Gelb vorbelasteter Augster Spieler zig Fouls beging und permanent den sterbenden Schwan markierte. Anstatt jedoch nur noch die Schuld beim Schiedsrichter zu suchen, ermahnten Robin Böller und Kapitän Stefan Schmid Ruhe zu bewahren und sich wieder aufs Wesentliche zu konzentrieren. Auch Waldemar Breitkreuz beklagte sich nur kurz, nachdem er die Hand seines Gegenspielers ins Gesicht geschlagen bekommen hatte und spielte kopfschüttelnd weiter. Der Schiedsrichter dankte es auf seine Weise. Dem SV Augst verwehrte er ein klares Tor aufgrund einer vermeintlichen Abseitsposition. Der erwähnte Augster Spieler (der Schwan) schaffte es dann doch noch vom Platz zu fliegen, allerdings nach Direktrot wegen Beleidigung (78.). Damit erwies er seinem Team einen Bärendienst. In der 79. Minute startete Rüede über links (aus eindeutiger Abseitsposition), bediente Schmid, der mit einem sehenswerten Schuss ins Eck das Gästeteam wieder in Führung brachte. Bevor die Schlussphase richtig heiss werden konnte, räumte Jetmir Hoti den Weg für Patrick Dodane frei, der zum vorentscheidenden 4:2 traf. Leider war auch dies noch nicht der Schlusspunkt. Rüede legte sich in der 90. Minute mit dem gegnerischen Goalie an und sah seine zweite Gelbe Karte. Auf dieses Spiel hatte der Platzverweis keinen Einfluss mehr, allerdings wird der Gesperrte schmerzlich bei den A-Junioren vermisst werden. Der FCLK gewann das Spiel schlussendlich aufgrund der besseren Spielweise, der fehlerlosen Leistung eines Grossteils seiner Spieler und auch durch glückliche Entscheidungen des Schiedsrichters. Wie sehr ein Schiedsrichter unter Druck steht und Entscheidungen durch das Verhalten der Spieler beeinflusst werden können, zeigte sich in diesem Spiel. Trotz der vielen jungen Spieler verhielt sich der FCLK erwachsener – und profitierte. Den vielen mitgereisten Fans wurde ein 5. Ligafight geboten, der alles beinhaltete und niemand bereute es, einen der wohl letzten Sonnentage im Jahr im geschichtsträchtigen Augst verbracht zu haben.
Der FCLK hat sich in der Spitzengruppe festgesetzt und trifft am nächsten Samstag um 20.15 Uhr zuhause auf Diegten-Eptingen, den direkten Konkurrenten und Zweitplatzierten. Trainer Schönenberger wird mit Abwesenheit glänzen, steht doch wiederum ein Lehrgang am Cannstätter Wasen an. Ob Assistent Wirthlin endlich seine Niederlagenserie beenden kann, wird sich zeigen.