Das Zünglein an der Waage
Von Benedikt Wirthlin
Im vorletzten Heimspiel dieser Saison gelang der 2. Mannschaft des FC Laufenburg-Kaisten ein grossartiger Erfolg. Im traditionsreichen Duell gegen Diegten-Eptingen überzeugten die Fricktaler und schlugen den Tabellenzweiten mit 5:3.
Für Diegten-Eptingen ging es in diesem Spiel um viel. Im Kampf um den Aufstieg in die 4. Liga legte Konkurrent Bubendorf mit einem Sieg am Samstag vor und führte wieder mit drei Punkten. Um die Chancen zu wahren, musste gegen Laufenburg nachgezogen werden. Für Laufenburg besteht die Saison „nur“ noch aus einem Auslaufen. Eine Verbesserung des 7. Tabellenplatzes ist nicht mehr möglich. Trotzdem wollte das Schönenbergerteam natürlich im Meisterschaftskampf mitmischen und in diesem Falle Bubendorf zuarbeiten.
Bei strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen begann das Spiel. Die Taktik des Heimteams, ohne Stürmer zu spielen, dafür im Mittelfeld eine Überzahl herzustellen, funktionierte lange. Immer wieder waren auch gute Ansätze in der Offensive zu erkennen. Wie so oft fehlte es jedoch an Cleverness im Torabschluss. Wiederum konnten beste Chancen nicht verwertet werden. So auch eine vom ansonsten kämpferisch und läuferisch überragenden Lloris. Dass im direkten Gegenzug das 0:1 fiel, passte zu alten Fussballerweisheiten. In der 40. Minute konnte Diegten sogar auf 0:2 erhöhen und es sah so aus, als würde sich das Spiel gegen Bubendorf wiederholen: lange gut mithalten und am Ende doch (deutlich) verlieren.
An diesem Tag überraschte das Zwoi jedoch Zuschauer, Gegner und wohl auch sich selbst.
In der zweiten Halbzeit rollte Angriff um Angriff auf das Gästetor und in der 49. Minute sorgte der Treffer von Gregor Thevarajah für Aufbruchstimmung. Für Thevarajah selbst war es eine Genugtuung, nach langer Verletzungspause endlich wieder auf dem Platz stehen zu können und dies auch noch mit einem Treffer zu krönen.
Die Laufenburger spielten in der Folge wie entfesselt. Diegten war zwar nicht ungefährlich, aber die Erfolgserlebnisse in der Offensive und das Gefühl, dass dieses Spiel wirklich gedreht werden könnte, sorgten auch in der Laufenburger Defensive für Mut. In der 57. Minute versenkte Stefan Schmid einen unmöglichen Kopfball zum 2:2 Ausgleich und spätestens als Michael Rehmann zwei Minuten später der Führungstreffer gelang, war Trainer Schönenberger „on fire“, immer knapp ausserhalb der Coachingzone und trieb seine Jungs pausenlos an.
Das einzige Problem war, dass das Spiel halt doch noch eine halbe Stunde dauerte. Der FC Laufenburg-Kaisten tut sich bekanntlich nicht leicht damit, Führungen über die Zeit zu bringen. Gerade auch für die zweite Mannschaft ist es noch ein ungewohntes Gefühl, nicht einem Rückstand hinterherrennen zu müssen. Diegten versuchte mit aller Macht, wieder ins Spiel zu finden. Anstatt jedoch, wie auf dem heimischen Kunstrasen, Ball und Gegner laufen zu lassen, war vieles Stückwerk und eher zufällig. Nachdem jedoch Waldemar Breitkreuz im eigenen Strafraum zu spät kam und den Diegter Stürmer regelwidrig stoppte, konnten die Gäste mittels Penalty zum 3:3 ausgleichen. Um den Diegtern in die Aufstiegssuppe zu spucken, würde wohl auch ein Unentschieden reichen, aber Schönenberger wollte wie immer mehr. Trotz mahnender Worte der vielen Assistenztrainer in und um die Trainerbank spielte er auf Sieg. Diegten konnte nicht dagegenhalten und ein Abstand, wie er in der Tabelle zwischen den beiden Teams herrscht, war auf dem Rasen nicht zu erkennen. Vieles, das in vorherigen Spielen in die Hosen ging, funktionierte an diesem Tag. Als Francisco Lloris nach einer schönen Flanke von Steve Grossenbacher zum Seitfallzieher ansetzte, fluchte Assistent Wirthlin bereits, dass dieser Ball doch mit dem Kopf genommen werden müsse. Unrecht hat er wohl nicht, aber weder Lloris noch die Zuschauer störten sich daran und erfreuten sich hingegen am wunderschönen 4:3 Führungstreffer für das Heimteam. In den verbleibenden gut 10 Minuten warf Diegten nochmals alles nach vorne, um zumindest einen Punkt mitzunehmen. Die Verteidigung um Abwehrchef Robin Böller hielt aber stand. Ein bisschen Glück und vor allem auch Routinier Jan Waldner im Tor liessen nichts anbrennen. Den Platz zum Kontern nutzten die Laufenburger immer wieder gefährlich und erneut rieben sich viele verwundert die Augen.
Ist das wirklich das Team, das in Zeiningen verloren und gegen Augst auf der ganzen Linie versagt hatte? Ja, allerdings mit einer stark verbesserten Leistung. So stark, dass die Überlegenheit in Tore umgewandelt werden konnte. Gregor Thevarajah krönte sein Comeback mit dem erlösenden 5:3 Treffer in der 92. Minute. Ein Sieg und vor allem diese Leistung gegen eine Spitzenmannschaft waren nicht zu erwarten gewesen. Umso mehr freuten sich Spieler und Zuschauer. Die zweite Mannschaft des FC Laufenburg-Kaisten hat sich im 16. Saisonspiel einen neuen Höhepunkt erarbeitet. Es bleibt zu hoffen, dass es die Leistung gegen Diegten-Eptingen ist, die sich die Spieler als Massstab setzen.
Ob es so ist, kann bereits am nächsten Sonntag um 13:00 Uhr in Frenkendorf unter Beweis gestellt werden.