Von Fohlen und Versprechen

Benedikt Wirthlin

Im Duell der Verfolger des Spitzentrios erlebten die Fricktaler einen ruhigen Sonntagnachmittag und gewannen ungefährdet gegen den SV Augst mit 6:0.

Spiele gegen Augst waren in der bisherigen 5. Ligageschichte des Zwoi meist sehr emotionale und hart umkämpfte Angelegenheiten. Routiniers erinnern sich an legendäre Comebacks, rote Karten und auch das eine oder andere verbale Gefecht an der Seitenlinie. Von all dem war am Sonntag nichts zu sehen. Augst kam mit genau 11 Spielern. Im Gegensatz zu Marco Schönenbergers voll besetzter Ersatzbank (18 Mann, inkl. Philipp Umiker 1. Mannschaft, sowie Jann Erhard und Jarmo Rüede A-Junioren) natürlich ein klarer Nachteil, vor allem auch auf dem grossen Platz des Heimteams, welches seine Tempo- und Konditionsvorteile gegenüber dem Gegner gnadenlos ausspielte.

Nach vier Minuten sorgte die Laufenburger Tormaschine Michael Rehmann per Kopf für den Führungstreffer. Rehmann, früher eher Lunge auf zwei Beinen mit Pech im Abschluss, nimmt sich/bekommt heute vermehrt Pausen und trifft dafür wie am Fliessband. Ein guter Tausch. Vor allem auch weil in der Folge das Abschlussglück resp. die notwendige Zielstrebigkeit den Fricktalern ein wenig abging. Daniel Zimmermann startete als Sturmtank und traf mit einem schönen Schlenzer nur die Latte. Samuel Vega scheiterte ebenfalls an der Torumrandung.

Trainer Schönenberger wechselte nach etwa einer halben Stunde die ersten frischen Spieler ein. Tempo hochhalten, den Gegner müde laufen und geduldig bleiben war die Devise. Der gerade eingewechselte Steve Grossenbacher bewies nicht allzu viel Geduld, und traf mit seiner ersten Ballberührung zum 2:0 (30.). Bereits fünf Minuten später entschied Patrick Dodane (ebenfalls eingewechselt) mit dem 3:0 das Spiel noch vor der Pause (35). Der SV Augst ist eine Mannschaft, die durchaus ihre Stärken hat und sollte keinesfalls unterschätzt werden. Unter den gegebenen Umständen war es jedoch nur sehr schwer vorstellbar, dass dieses Team an diesem Tag einen 0:3 Rückstand noch drehen sollte.

Als der Augster Goalie nach der Pause verletzt in der Garderobe blieb und seine Mannschaft zu zehnt weiterspielte, war der Mist definitiv geführt. Das Schlussresultat war nun eine Frage der Höhe. Auf Laufenburger Seite ist ein weiterer Wechsel zu erwähnen:

Das selbsternannte beste Pferd im Stall, Goalie Jan Waldner, durfte sich die zweite Halbzeit von der Clubhausterrasse ansehen. Für ihn feierte Benjamin Etter sein Debut zwischen den Pfosten.

Mit Jahrgang 1996 noch eher ein Fohlen vertrat er Waldner souverän und die beiden freuten sich nach Spielende gemeinsam über ihre weisse Weste.

Doch eines nach dem anderen. Die zweiten 45 Minuten verliefen lange ähnlich ereignislos wie ein Grossteil der 1. Halbzeit. Augst konnte aufgrund der Unterzahl und einiger offensichtlich angeschlagener Spieler nicht mehr und die Laufenburger sündigten im Abschluss oder scheiterten am neuen Augster Torhüter. Allein Romano Urso (auch eingewechselt, versprach seiner Mutter grossspurig ein Tor als Muttertagsgeschenk) scheiterte zweimal mit hervorragenden Schüssen.

Es war wiederum Rehmann, der den Reigen eröffnete. In der 75. Minute erhöhte er auf 4:0. Francisco Lloris, heute linker Aussenverteidiger, beackerte die Seitenlinie, Stefan Schmid gestaltete und dirigierte Jann Erhard oder Jarmo Rüede an seiner Seite, Jan Cuccato brillierte mit dem linken Fuss, bewies allerdings einmal mehr, dass er den rechten wohl nur dazu hat, nicht umzufallen. Thilaksan Selvaratnam hatte drei gute Torchancen, näherte sich immer mehr an, traf jedoch noch nicht. Böse Zungen behaupten, er sei zu geizig, die für das Premierentor fällige Kiste Bier zu bezahlen…Kurzum sämtliche Spieler des Heimteams erledigten ihre Aufgabe zufriedenstellend und den Anforderungen entsprechend. Trotz des klaren Resultats verfiel nun jedoch niemand in Euphorie ob der gezeigten Leistung.

Für Erleichterung sorgte das 5:0 dennoch, vor allem beim Torschützen selbst. Romano Urso traf mit dem schwachen rechten Fuss und erfüllte sein Versprechen an Mama Urso in der 83. Minute doch noch.

Trainer Schönenberger nahm wohlwollend zur Kenntnis, dass er ein weiteres Tor eingewechselt hatte. Für das spielerische Highlight sorgte Samuel Vega in der 86. Mit einem Traumpass in die Schnittstelle der Augster Abwehrkette ermöglichte er Jann Erhard, alleine vor dem Torhüter den 6:0 Endstand zu erzielen.

Den Aufstieg liegt nicht mehr in den Händen der Fricktaler. Bei verbleibenden drei Spielen und 6 Punkten Rückstand auf Tabellenführer Muttenz, müsste schon noch sehr viel für die Laufenburger laufen. Knackpunkt war die Niederlage in Arisdorf (3:5, der Autor war abwesend und offenbar fühlte sich niemand berufen, dieses sportgeschichtliche Ereignis für die Nachwelt festzuhalten). Nichtsdestotrotz haben es die drei letzten Spiele in sich: Gegen den aktuell Drittplatzierten Rivalen Diegten-Eptingen (26.05. in Diegten, 17:00 Uhr) geht es auf dem ungeliebten Kunstrasen mindestens um Platz drei. Die Derbys gegen Stein (02.06. in Laufenburg, 19:00) und Wallbach (10.06. in Wallbach, 14:00) sollen dann zum Saisonabschluss zu Kirschen auf der Torte einer alles in allem sehr erfolgreichen Saison werden.