«Das ist Fussball»
Von Benedikt Wirthlin
In einem hochklassigen Spiel gewann die 2. Mannschaft des FC Laufenburg-Kaisten das Nachholspiel vom Wochenende verdient mit 3:1. Neben dem Sieg ist besonders die fussballerische Leistung des Teams positiv hervorzuheben.
Als Matchberichtschreiber eines 5.Liga-Teams hat man es nicht einfach. Oftmals ist man gezwungen, die 1 ½ Seiten mit Nebensächlichkeiten zu füllen, um nicht permanent über die Unzulänglichkeiten der eigenen (oder auch der gegnerischen) Mannschaft schreiben zu müssen. Das Spiel am Dienstag gegen Lausen war jedoch anders. Komplett anders. In den Anfangsminuten lief das Heimteam dem Ball hauptsächlich hinterher. Es dauerte sogar zwei Minuten bis zur ersten Ballberührung. Das Tempo zu Beginn des Spiels war von beiden Seiten überraschend hoch und bald entwickelte sich ein spielerisch attraktiver Kick mit den für die 5. Liga üblichen Elementen Kampf und Einsatzbereitschaft, dies jedoch in einem fairen Rahmen.
Das Heimteam, verstärkt durch Gregor Thevarajah und Qendrim Qarri von der ersten Mannschaft, erspielte sich von Minute zu Minute mehr Selbstbewusstsein. Der dritte Eis-Spieler befand sich im Tor. Während Stammgoalie Jan Waldner in Winterthur die Schulbank drückte, dirigierte Fabrice Heuberger die Hintermannschaft des FC LK und sollte an diesem Abend noch eine wichtige Rolle einnehmen. Francisco Lloris fungierte als rechter Aussenverteidiger und konnte im Zusammenspiel mit Qendrim Qarri immer wieder für gefährliche Aktionen über diese Seite sorgen. Die linke Angriffsseite mit Michael Rehmann in der Verteidigung und Sebastian Raichle im Mittelfeld agierte zunächst weniger auffällig, was aber auch damit zu tun hatte, dass Lausen über diese Seite grosse Gefahr ausstrahlte und sie somit eher defensiv gefordert waren. Der FCLK, mittlerweile optisch überlegen und dem Gegner meist einen Schritt voraus, spielte diszipliniert und kombinierte sehr gefällig.
Der Ertrag in Form von Toren blieb zunächst jedoch aus. Die offensive Ausrichtung des Heimteams mit den beiden offensiven Mittelfeldspielern Stefan Schmid und Gregor Thevarajah sowie Patrick Dodane im Sturm barg die Gefahr, vom Gegner ausgekontert zu werden. Michael Acklin als einziger Sechser und offenbar mit einer Pferdelunge gesegnet wie aber auch die Innenverteidiger Robin Böller und Philipp Winter stopften die im Mittelfeld entstandenen Löcher vorbildlich. Nach einer weiteren guten Offensivaktion über die rechte Seite scheiterte Thevarajah am gegnerischen Goalie. Gegen das Nachsetzen von Sebastian Raichle war jedoch auch dieser chancenlos. Mit dem linken Fuss erzielte Raichle, der mit seiner Athletik an den Dortmunder Topstürmer Aubameyang erinnert, den verdienten und vielumjubelten Führungstreffer. Raichle, gegen Muttenz noch 90 Minuten auf der Bank, hatte sich durch gute Trainingsleistungen in die Startelf gespielt und zahlte Trainer Schönenberger das Vertrauen zurück.
Laufenburg agiert auch nach der Führung dominant, sehr konsequent in den Zweikämpfen und vor allem taktisch intelligent und diszipliniert. Kapitän Schmid verteilte die Bälle, dribbelte und dirigierte sein Team. Die Mannschaft verschob als Kollektiv, es rannten nicht mehr Einzelne ziel- und planlos auf dem Feld herum und es wurden die einfachen Lösungen in Form von Kurzpässen gefunden. Das Herausspielen der ganz klaren Torchancen fehlte zwar, jedoch gilt es zu bedenken, dass immer noch ein ganz passabler Gegner auf dem Feld stand. Dass trotzdem nachgedoppelt werden konnte, ist einer tollen Einzelaktion von Thevarajah zu verdanken. Mit einer flinken Körperdrehung vernaschte er die eher grobschlächtigen Lausener Verteidiger und versenkte den Ball anschliessend humorlos im Winkel (39.). Der Wehrmutstropfen dieser ansonsten tadellosen ersten Halbzeit bestand aus einem Penalty für Lausen, gegen den Heuberger chancenlos war (43.). Winter und Lloris zögerten, den Ball ins Seitenaus zu befördern und schlussendlich wurde dann der Lausener Stürmer zu Fall gebracht.
Die Halbzeitansprache verlief selten so harmonisch und vor allem konstruktiv. Die 2:1 Führung war zwar knapp, jedoch waren alle Anwesenden davon überzeugt, dieses Spiel zu gewinnen, wenn auch nur annähernd weitergespielt werden konnte. Naturgemäss brach mit der zweiten Halbzeit auch die Zeit der Wechsel an. Einige Spieler brauchten eine Pause, was teilweise grössere Positionsumstellungen zur Folge hatte. Nichtsdestotrotz begann Laufenburg auch den zweiten Durchgang sehr dominant. Raichle, offenbar auf den Geschmack gekommen, zielte Zentimeter am langen Pfosten vorbei. Romano Urso, mittlerweile eingewechselt, scheiterte mit einem Freistossknaller an der Latte. Lausen verlor zwar viele Bälle schon früh, was an der aggressiven Spielweise der Fricktaler lag, gelang es jedoch einige Male, mit langen Zuspielen, die Heimabwehr zu überwinden. Vittorio Avolio, 37-jähriger italienischer Verteidiger der ganz alten Schule, wird wohl auch noch in 10 Jahren der perfekte Wadenbeisser sein. Im Sprintduell gegen 20-jährige hat er aber leichte Defizite, was glücklicherweise mit gutem Stellungsspiel der restlichen Abwehr kompensiert werden konnte. Auch Heuberger spielte mit und wehrte ein ums andere Mal mit vollem Körpereinsatz ab.
Patrick Dodane, mittlerweile ziemlich ausgepumpt, wurde signalisiert, dass er seine verbliebene Kraft noch in ein bis zwei Sprints investieren soll und dann ausgewechselt wird. Anstatt zu sprinten entschied sich Dodane für einen Schuss aus 20 Meter – und traf zum erlösenden 3:1 (77.). Lausen war mittlerweile auch nicht mehr so frisch wie zu Beginn – das sollte es also gewesen sein. In der 84. Minute entschied der sehr gute Schiedsrichter jedoch wiederum auf Penalty gegen Laufenburg. Urso hatte seinen Körper zu stark gegen seinen Gegenspieler eingesetzt und die heimische Trainerbank befürchtete nervenaufreibende Schlussminuten. Aber man hatte ja noch Heuberger im Tor.
Schrieb der Autor vor einiger Zeit von Jan Waldners 15. Frühling, so befindet sich Heuberger wohl im mindestens 20ten.
Ebenfalls 37 Jahre alt fischte er den Penalty gekonnt aus der Ecke und verhinderte auch den Anschlusstreffer im Nachschuss. Diese Szene entschied das Spiel endgültig. Die Euphorie verschaffte den Fricktaler die Extraluft, welche Lausen jetzt endgültig fehlte. Sadmin Kurto setzte zu einem Solo über das halbe Spielfeld an, Avolio versuchte es aus 25 Metern und Jetmir Hoti zelebrierte in der gegnerischen Hälfte Laufenburger Pausenplatzfussball vom Feinsten. Kurzum – der Sieg war Schönenbergers Mannen nicht mehr zu nehmen und als der Schiedsrichter nach 94. Minuten abpfiff, sanken die meisten Spieler erst einmal erschöpft zu Boden. Es war kraftaufwändig, intensiv, aber es gab wohl bisher kein Spiel dieses Teams, das auch dermassen befriedigend war, sei es im spielerischen, taktischen, disziplinarischen und auch läuferischen Bereich. Und natürlich ist es immer schön zu gewinnen.
Die 5. Ligaregularien besagen, dass ein Spieler, der sein erstes Tor geschossen hat, eine Kiste Bier ausgeben muss.
Da die meisten Spieler jedoch mit dem Auto unterwegs waren, es Dienstagabend war und alle eigentlich nur noch ins Bett wollten, gab Sebastian Raichle die Kiste kurzerhand zurück und die Fiesta wurde aufs Wochenende verschoben.
Aktuell befindet sich die Mannschaft auf dem zweiten Tabellenplatz. Am Sonntag wartet das wohl unangenehmste Spiel der Runde in Liestal gegen den AC Virtus. Der Tabellenletzte kassierte zwar in drei Spielen drei Niederlagen und 22 Gegentreffer, vermochte auf dem heimischen Kunstrasen dem FCLK jedoch immer Schwierigkeiten zu bereiten. Die Mannschaft ist gewarnt, nach all dem Lob für das Spiel gegen Lausen diesen Gegner ja nicht zu unterschätzen. Helden fallen schnell und genauso schnell können Spielberichte wieder in ganzen Abschnitten Frisuren, Schuhfarben oder 3. Halbzeiten beleuchten. Anpfiff ist um 11:00 Uhr im Gitterli. Unterstützung ist wie immer herzlich willkommen.